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Planungs- und Ausführungszeitraum: | 1999 .. 2003 |
Inbetriebnahme | Mai 2003 |
Projektgröße: | insgesamt ca. 13 Mio. € |
Auftraggeber: | Flughafen München GmbH |
Ingenieurgemeinschaft Erweiterung Versorgungszentrale (IGVZ):
Ingenieurbüro W. Rögelein VBI, München | Planung und Bauleitung der wärme- und kältetechnischen Anlagen einschließlich Automation |
Regierungsbaumeister Schlegel GmbH&Co.KG, München | Rechtsgeschäftliche Vertretung der IGVZ |
Anlagentechnik für Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung:
Die Flughafen München GmbH erweitert die Versorgungszentrale 145.0 für die Fernwärme- und Fernkälteversorgung des Terminal 2 und der Gepäcksortierhalle.
Der Fernkältebedarf des neuen Terminal 2 wird durch die Versorgungszentrale anteilig mit 12,0 MW gedeckt.
Dieser zusätzliche Bedarf wird zum einen durch Austausch der drei bestehenden, mit Kältemittel
R11 betriebenen Turbokältemaschinen gegen vier elektrische Kompressionskältemaschinen (R134a)
mit nahezu doppelter Leistung und zum anderen durch zusätzliche Absorptionskältemaschinen gedeckt.
Die bestehende Rückkühlanlage in der Bauart eines Naßrückkühlwerkes zur Abfuhr der bei der Klimakälteerzeugung anfallenden Kondensatorwärme sowie zur Notkühlung der BHKW- Motoren wird ebenfalls um ca. 60% vergrößert.
Das BHKW wird mit zwei Gas-Otto-Motoren mit Einrichtung zur Wärmeauskopplung und Übertragung an den Heißwasserkreislauf (tmax=140°C, PN16) mit Feuerungswärmeleistungen von je 9,6 MW erweitert:
Durch die BHKW-Erweiterung ist auch eine Vergrößerung der Wärmespeicheranlage um 4 x 90 m3 und eine hydraulische Vernetzung mit der bestehenden Wärmespeicheranlage bedingt.
Eine primärenergetische Vergleichsbetrachtung zeigt, daß die am Flughafen München angewandte Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK)- Technologie in Verbindung mit der thermischen Kälteerzeugung mit Absorptionskältemaschinen in Sonderschaltung bei den im Gutachten genannten Bedingungen ca. 13,3% weniger Primärenergie benötigt werden als eine Kälteerzeugung durch Kompressionskältemaschinen (KKM) mit gleicher Kältemenge, wobei angenommen wurde, daß der Strom für KKM und Hilfsaggregate und eine der Eigenerzeugung entsprechende Stromerzeugung durch das Netz des EVU bezogen wird.
Die Effizienz der am Flughafen München realisierten Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK) wird maßgeblich durch den hohen elektrischen Nutzungsgrad des BHKW bestimmt, so daß Nachteile der thermischen Kälteerzeugung kompensiert und beträchtliche primärenergietische Vorteile, die zur Minderung des CO2 führen, erzielt werden.
Für die anlagentechnische Erweiterung des BHKW und zur Aufnahme der neuen Absorptionskältemaschinen
wird anschl&ießend an die bestehende BHKW-Halle in nördlicher Richtung ein Anbau mit Unterkellerung
und Verbindung zur Kühlwasserzentrale erstellt, welcher vom äußeren Erscheinungsbild
an das vorhandene Bauwerk angepasst wird.
Dieser Anbau weist die Grundrissabmessungen 35,6m x 19,7m auf.
In der Automationsebene gelangen für Neuanlagen SPS S7 und für Anlagenerweiterungen SPS S5
mit Eingangs- und Ausgangsfunktionen, Subsystemkoppelfunktionen und Anbindung der Feldebene zum Einsatz.
Die Automationsanlage verfügt über eine Handbedienebene zur Bedienung der Aktoren im Feld und der
Aktoren in den Schaltschränken für Leistungs- und Steuerteile.
In der Automationsebene kommt Anwendersoftware für die übergeordneten Steuerungen S7 und Anwendersoftware für Änderungen und Ergänzung bestehender Steuerungen S5 (Siemens Siclimat) zum Einsatz.
Für die neuen BHKW-Aggregate 8+9 gibt es eine übergeordnete Steuerung mit SPS S7 für
wärmegeführten und stromgeführten Betrieb. Beim wärmegeführten Betrieb werden
die BHKW-Aggregate 8+9 in Abhängigkeit vom Ladezustand der Heißwasserspeicher zu- und abgeschaltet.
Die stromgeführte Betriebsart hat Vorrang vor dem wärmegeführten Betrieb und erfolgt in Form
eines Anforderungssignals in Verbindung mit Leistungssignal aus dem Leitsystem.
Die Kälteerzeuger, das sind 3 neue Turbokältemaschinen TKM 1..3, eine Schraubenkompressionskältemaschine SKM 1, zwei bestehende Absorptionskältemaschinen (Single Effect) AKM 1 und 2, eine bestehende Absorptionskältemaschine (SEDL) AKM 3 sowie die neuen AKM 4 + 5 (jeweils eine Gruppe mit 2 AKM), verfügen über SPS-Maschinensteuerungen.
TKM 1..3 und SKM 1 verfügen über neue S7 Steuerungen, AKM 1..3 über vorhandene S5-Steuerungen, AKM 4 + 5 über neue S7 Steuerungen.
Die Kältemaschinen können örtlich von Hand oder über die Leitebene von der übergeordneten Leitebene gefahren werden.
Die Kältemaschinen-Folgeschaltung erfolgt lastabhängig durch die übergeordnete Steuerung in Abhängigkeit mehrerer Kriterien (z.b. Differenzdruck über Verdampferkreis, Kaltwassernetztemperatur, Verfügbarkeit für AUTO-Betrieb).
Für die lastabhängige Steuerung werden die Kältemaschinen in folgende Gruppen zusammengefaßt:
1. Gruppe | AKM 1..3 | Grundlastdeckung |
2. Gruppe | AKM 4..5 | Mittellastdeckung |
3. Gruppe | TKM 1..3 | Spitzenlastdeckung |
4. Gruppe | SKM 1 | Springer zur Lastanpassung |
In Bezug auf den thermischen Antrieb kann AKM 3 für die Betriebsart der erhöhten Kälteleistung mit Heißwasser 130°C aus den Wärmespeichern direkt beaufschlagt oder in Betriebsart "Serielle Schaltung" zu AKM 1 + 2 zur Abkühlung des Heizwassers von 95°C auf ca. 60°C gefahren werden.
Die Kaltwasser-Vorlauftemperatur des Fernkältenetzes kann in Abhängigkeit von den Witterungsverhältnissen gleitend zwischen 5°C und 9°C gefahren werden.
Die ausgekoppelte gespeicherte Wärme aus den beiden BHKW-Anlagen (Aggregate 1..7 alt, Aggregate 8,9 neu)
deckt die Grundlast des Fernwärmenetzes der Wirtschaftswärmeversorgung sowie der Absorptionskältemaschinen.
Die Wärmeausspeisung für Fernwärmenetze und Wirtschaftswärme erfolgt in zwei Temperaturebenen
Die Steuerung und Regelung des Heißwassersystems mit einer vorhandenen SPS S5 wurde für die Wärmeauskopplung der neuen BHKW-Aggregate 8+9 und die neue Wärmespeicheranlage erweitert.
Ebenso wurde die Heißwasserentnahme als thermische Antriebsenergie für AKM 4+5 aus dem Speicherkopf mittels Schubpumpe und bestehender SPS S5 mit Rücklaufeinführung in die Mitteldruckschine entsprechend dem Grundkonzept als Erweiterung ausgeführt.
Bedingt durch die Erweiterung des BHKW mit den Aggregaten 8+9 und den AKM-Gruppen 4+5 wurde die Rückkühlleistung des Naßrückkühlwerks um 24 MW auf rund 60 MW ausgebaut. Daraus ergeben sich folgende zusätzliche Funktionsbereiche für die MSR- und Automationsanlage:
Ergänzung und Änderung der Steuerung des erweiterten Rückkühlwerks mit einer bestehenden SPS S5 für insgesamt 10 Kühlturmzellen, welche lastabhängig und in Abhängigkeit der errechneten Kühlzonenbreite angesteuert werden.
Die Steuerung der freien Kühlung verbleibt bei der hierfür bestehenden SPS S5. Die Anforderung der freien Kühlung wird von der übergeordneten, für die Kälteversorgung zuständigen Steuerung S7 übernommen.
Die Steuerung der freien Kühlung wird um die Zusatzkühlung der Schraubenkompressionskältemaschine SKM 1 mit Anforderung und Ansteuerung einer Absperrklappe erweitert.
Für die Automationsstationen in der Versorgungszentrale (VZ) wurde eine Bedien- und Beobachtungsebene mit mehreren Bedienmöglichkeiten eingerichtet.
Die Kopplung zwischen den Bedien-, Engineering-, Datenserverstationen und den Automationsstationen sowie die Anbindung an das bestehende Prozeß-Leitsystem erfolgt über ein Ethernet-Netzwerk.